30. Oktober 2025 – Autor: Lukas Becker (PKV Experte)
Nürnberger MAX6+: Was taugt die PKV wirklich? Der große Tarif-Check
Du überlegst, in die private Krankenversicherung zu wechseln, und bist dabei auf den Nürnberger Max 6 Plus gestoßen? Auf den ersten Blick klingt das Paket verlockend: Ein- oder Zweibettzimmer, Privatarztbehandlung, 100% Zahnbehandlung und sogar Heilpraktiker-Leistungen inklusive. Doch lohnt sich der Tarif wirklich – oder verstecken sich hinter den Hochglanzversprechen teure Fallstricke? Wir haben den Tarif genau unter die Lupe genommen und zeigen dir, wo er glänzt und wo du aufpassen musst.
Nürnberger MAX6+ Tarif-Prüfung
Was bietet der Tarif überhaupt?
Der Nürnberger Max 6 Plus positioniert sich als kompakter Premiumtarif mit einem breiten Leistungsspektrum. Im ambulanten Bereich profitierst du von einer Privatarztbehandlung, umfangreichen Heilmitteln wie Logopädie, Ergotherapie und Osteopathie – alles zu 100%, ohne starre Leistungslisten. Stationär gibt es Ein- oder Zweibettzimmer sowie Chefarztbehandlung, und auch Zahnleistungen sind großzügig geregelt: 100% für Zahnbehandlungen, 90% für Zahnersatz. Hinzu kommen Heilpraktiker-Leistungen, Naturheilverfahren nach Hufeland und ein offener Hilfsmittelkatalog. Die Abrechnung erfolgt bis zum 3,5-fachen Satz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) – sowohl ambulant als auch stationär. Das klingt nach Premium, ist im privaten Bereich aber üblich. Die Selbstbeteiligung liegt bei 600 € pro Jahr, für Versicherte bis 21 Jahre bei 300 €. Steuerlich absetzbar sind etwa 80% des Hauptbausteins, was den Tarif für Selbstständige und Angestellte mit höherem Einkommen interessant macht.
Ambulante Leistungen: Stark – aber mit Lücken
Im ambulanten Bereich zeigt sich der Tarif von seiner besten Seite: Heilmittel wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Osteopathie werden zu 100% erstattet, ohne dass du dich an starre Listen halten musst. Auch Sehhilfen sind abgedeckt: Alle zwei Jahre bis zu 600 €, für operative Eingriffe wie LASIK sogar bis zu 5.000 €. Transportkosten werden ebenfalls zu 100% übernommen – allerdings nur bis maximal 50 € pro Rückfahrt. Aber Achtung: Hier beginnen die ersten Schwachstellen. Bei künstlicher Ernährung besteht kein Leistungsanspruch, und auch beim Rehabilitationssport gibt es Einschränkungen. Die häusliche Krankenpflege ist auf maximal vier Wochen begrenzt, Grundpflege und Haushaltshilfe werden mit bis zu 100 € pro Tag bzw. zehn Tagen Kinderbetreuung abgedeckt. Das reicht für akute Notfälle, aber nicht für längerfristige Betreuung.
Psychotherapie: Ein Risiko für dich und den Tarif
Besonders kritisch wird es bei der psychotherapeutischen Absicherung. Der Tarif deckt lediglich 50 Sitzungen ab – deutlich weniger als viele Wettbewerber. Soziotherapie ist gar nicht enthalten. Noch problematischer: Der Untersuchungszeitraum für Gesundheitsfragen beträgt nur fünf Jahre statt der marktüblichen zehn Jahre. Das bedeutet, dass Personen mit psychischen Vorerkrankungen leichter aufgenommen werden können – gut für Betroffene, riskant für die Beitragsstabilität des Tarifs. Denn mehr Risikokunden bedeuten potenziell höhere Kosten und damit steigende Beiträge für alle Versicherten.
Hilfsmittel: Offener Katalog – aber nicht offen genug
Ein offener Hilfsmittelkatalog klingt erst mal super. In der Praxis sieht es jedoch anders aus: Ab 1.000 € ist immer eine Zusage des Versicherers erforderlich. Selbst bei Standardhilfsmitteln wie Rollstühlen oder Krücken ist der Anspruch eingeschränkt und oft auf das gesetzliche Niveau beschränkt. Das bedeutet: Du musst vor der Anschaffung immer Rückfrage halten – und kannst nicht sicher sein, dass die Kosten vollständig übernommen werden.
Stationäre Versorgung: Privatkliniken können teuer werden
Stationär bietet der Tarif Ein- oder Zweibettzimmer und Privatarztbehandlung – soweit, so gut. Doch Vorsicht bei Privatkliniken: Hier wird nur bis zum 1,5-fachen Kostensatz gemäß Bundespflegesatzverordnung abgerechnet, basierend auf Durchschnittskosten. Wer sich für eine teurere Privatklinik entscheidet, muss mit Zuzahlungen rechnen. Deshalb solltest du vor jedem stationären Aufenthalt unbedingt Rücksprache mit dem Versicherer halten. Positiv: Die stationäre Psychotherapie wird zu 100% abgedeckt, ebenso ambulante Operationen und Transporte zum nächstgeeigneten Krankenhaus. Hospizleistungen sind sowohl ambulant als auch stationär enthalten. Ein Ersatzkrankenhaustagegeld von 40 € gibt es, wenn du auf Zweibettzimmer und Privatarzt verzichtest.
Zahnleistungen: Gut gemeint, aber die Zahnstaffel bremst
Zahnbehandlungen werden zu 100% ohne Zahnstaffel erstattet – ein echter Pluspunkt. Zahnersatz wird mit 90% übernommen, die Gebührenordnung der Zahnärzte sogar über die Höchstsätze hinaus vergütet. Das ermöglicht hochwertige Versorgung. Doch hier kommt die Zahnstaffel ins Spiel: Im ersten Jahr werden nur 900 € für Zahnersatz erstattet, in den ersten zwei Jahren insgesamt 1.800 €. Für eine Vollkeramikkrone oder hochwertigen Zahnersatz reicht das oft nicht. Hinzu kommt die Selbstbeteiligung von 600 € pro Jahr. Wer hochwertige Zahnversorgung braucht, muss also entweder lange warten oder tief in die Tasche greifen.
Kurleistungen: Enttäuschend schwach
Ein echtes Manko sind die Kurleistungen. Stationäre Kuren werden nur mit einem Tagegeld von 50 € für maximal 28 Tage unterstützt. Anschlussheilbehandlungen gibt es nur bei schweren Krankheiten – ein Niveau, das sogar unter dem der gesetzlichen Krankenversicherung liegt. Ambulante Kuren sind ebenfalls nur bei schweren Krankheiten abgedeckt, Unterkunft und Verpflegung werden nicht übernommen. Hier schneidet der Tarif im Vergleich zu Wettbewerbern deutlich schlechter ab.
Auslandsschutz: Neun Monate – aber was danach?
Der Tarif bietet Weltgeltung für maximal neun Monate, inklusive Rücktransport unter bestimmten Bedingungen. Das reicht für längere Reisen oder temporäre Auslandsaufenthalte. Doch bei dauerhafter Verlegung ins Ausland – innerhalb oder außerhalb der Europäischen Wirtschaftsregion – fehlen klare Formulierungen. Wenn du also planst, längerfristig im Ausland zu leben, solltest du unbedingt vorab klären, ob und wie der Schutz weiterbesteht.
Was kostet der Spaß?
Der Beitrag liegt bei ca. 805 € monatlich. Falls du angestellt bist und dein Arbeitgeber die Hälfte übernimmt, zahlst du selbst etwa 402 €. Im Vergleich zur Techniker Krankenkasse (ca. 635 € monatlich) ergibt sich eine Bruttoeinsparung von rund 233 € pro Monat bzw. knapp 2.800 € im Jahr – allerdings vor Steuern. Die tatsächliche Ersparnis hängt von deinem individuellen Steuersatz ab und sollte unbedingt mit einem Steuerberater durchgerechnet werden.
Beitragsstabilität: Warnsignale beachten
Problematisch: Der Tarif wurde Anfang 2025 bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit angepasst. Das deutet auf eine instabile Beitragsentwicklung hin. Die schwache Risikoprüfung im psychotherapeutischen Bereich, Formulierungsmängel und hohe Pauschalleistungen von 1.500 € (in Relation zu den Leistungen und der Selbstbeteiligung zu hoch) könnten zu weiteren Anpassungen führen. Wer langfristig plant, sollte hier genau hinschauen.
Für wen lohnt sich der Tarif – und für wen nicht?
Der Nürnberger Max 6 Plus eignet sich für dich, wenn du:
  • Eine umfassende Grundabsicherung mit gutem ambulanten, stationären und zahnärztlichen Leistungsniveau suchst
  • Bereit bist, Abstriche bei Psychotherapie, Kurleistungen und Hilfsmitteln zu akzeptieren
  • Mit einer Selbstbeteiligung von 600 € gut leben kannst
  • Vorwiegend in Deutschland bleibst und nur gelegentlich ins Ausland reist

Weniger geeignet ist der Tarif, wenn du:
  • Psychotherapeutische Versorgung auf hohem Niveau benötigst
  • Regelmäßig Hilfsmittel oder spezielle Versorgung brauchst
  • Häufig oder dauerhaft im Ausland lebst
  • Kurleistungen oder Reha-Maßnahmen wichtig sind
  • Wert auf langfristige Beitragsstabilität legst
Fazit: Solide Basis, aber mit Risiken
Der Nürnberger Max 6 Plus bietet ein anständiges Leistungspaket für alle, die eine solide Grundabsicherung suchen und bereit sind, bei bestimmten Punkten Kompromisse einzugehen. Die ambulante und stationäre Versorgung ist grundsätzlich gut, die Zahnleistungen ordentlich – wenn man die Zahnstaffel in den ersten Jahren verkraftet. Doch die Schwächen wiegen schwer: Die unzureichende psychotherapeutische Absicherung, die Einschränkungen bei Hilfsmitteln, die schwachen Kurleistungen und die bereits zweimalige Beitragsanpassung in kurzer Zeit sind Warnsignale. Besonders die kurze Gesundheitsabfragezeit bei psychischen Erkrankungen birgt Risiken für die langfristige Beitragsstabilität. Unser Rat: Bevor du dich für den Tarif entscheidest oder ihn fortführst, lass unbedingt eine umfassende Tarifanalyse inklusive Stabilitätscheck durchführen und vergleiche Alternativen. Achte dabei besonders auf die Rechtssicherheit der Bedingungen, die Qualität der psychotherapeutischen Absicherung und die Flexibilität beim Auslandsschutz. In der privaten Krankenversicherung gilt: Ein Tarif ist nur so gut wie seine langfristige Stabilität – und die ist hier durchaus fragwürdig.
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